Möglicher Hintergrund

Vielleicht haben Ärzte erst vor wenigen Tagen bei ihrem Kind die Diagnose einer schweren Erkrankung oder Behinderung gestellt. Oder Ihr Kind ist schon seit längerer Zeit erkrankt / behindert und Sie spüren, dass nicht nur das erkrankte Kind Pflege und Behandlung benötigt, sondern auch Sie und/oder die Geschwisterkinder sich Unterstützung wünschen.

Seit dem Jahr 2002 lernen wir im Rahmen unserer Arbeit Familien kennen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie Sie. Wir erfahren von ihren vielfältigen Schwierigkeiten und Nöten. Sie erzählen uns, wie die Diagnose einer schweren Erkrankung oder Behinderung das bisherige Familienleben auf den Kopf stellt. Wir erfahren, wie schwer es gerade für Familien mit mehreren Kindern ist, trotz dieser Krisensituation gewohnte Alltagsstrukturen zu bewahren, den Bedürfnissen der Geschwisterkinder gerecht zu werden und ihnen die notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Meist sind es die Mütter, die im Fall von schwerer Erkrankung eines Kindes für Wochen oder gar Monate zusammen mit dem erkrankten Kind stationär in der Klinik aufgenommen werden. Denn vor allem jüngere Kinder müssen dort rund um die Uhr von ihren Müttern betreut werden. In der Klinik werden die Mütter zum 'Krisenmanager', abgeschnitten vom 'normalen' Leben fühlen sie sich oft mit ihren Sorgen allein gelassen.
Gegenüber dem erkrankten Kind demonstrieren sie Kraft und Zuversicht, ertragen mit 'Engelsgeduld' dessen krankheitsbedingte Stimmungsschwankungen, die medizinischen Krisen und das beengte Leben in der Klinik ohne Privatsphäre. Getrennt von der restlichen Familie fühlen sich viele Mütter einsam und nicht selten überfordert von den Eindrücken auf der Station und den Entscheidungen, die im Hinblick auf die Behandlung zu treffen sind.

Aber natürlich befinden sich auch viele Väter in einer tiefen Krise. Von ihnen wird erwartet, der Fels in der Brandung zu sein, der Mutter den Rücken frei zu halten und das Familieneinkommen zu sichern, denn möglicherweise fällt nun das Einkommen der Mutter weg. Hinzu kommen evtl. bisher ungewohnte Aufgaben im Haushalt und in der Geschwisterkinderbetreuung. Und auch die Väter sind einsam, während der oft monatelangen Abwesenheit von Mutter und Kind. Sie sind dazu verdammt, zuzuschauen, wie in Bezug auf die Erkrankung des Kindes die Dinge ihren Lauf nehmen, ohne eingreifen, ohne etwas verhindern zu können - eine zutiefst erschütternde Erfahrung gerade für Menschen, die in ihrem Arbeitsalltag gewohnt sind, das Ruder in die Hand zu nehmen und 'alles im Griff' zu haben.

Wenn sich die Krankheit über eine lange Zeit hinzieht, können Partnerschaftsprobleme hinzu kommen. Mann und Frau erleben sich nur noch Eltern, nicht mehr als Paar, verbringen alle Zeit in Sorge um das oder die Kinder. Man hat keine Zeit mehr füreinander und eine schleichende Entfremdung kann einsetzen.

Währenddessen werden die Geschwisterkinder im häuslichen Umfeld meist von wechselnden Personen betreut.
Nicht selten sind die Geschwister eifersüchtig auf den kranken Bruder oder die Schwester, um den/die sich die Eltern jetzt so intensiv kümmern. Auch Wut und Schuldgefühle gegenüber dem Geschwisterkind sind keine Seltenheit.
Den Erwachsenen fehlt es häufig an Zeit und  Kraft, den Geschwistern verständlich zu machen, was genau gerade passiert. Und viele Kinder fragen auch nicht nach, um ihre Eltern zu schonen, aber auch, weil sie deren Ängste und Sorgen intuitiv spüren.
Bei all dem kann sich große Unsicherheit bei den Geschwistern breit machen. Verhaltensauffälligkeiten wie Schlafstörungen, Einnässen oder Schulprobleme können die Folgen sein.

Manche dieser hier geschilderten Zusammenhänge und Zustände werden Ihnen vielleicht bekannt vorkommen. Wenn Sie sich Unterstützung wünschen und sich fragen, was wir als ehrenamtlche Begleiter in einer solchen Situation ausrichten und für Sie und Ihre Familie tun können, hier die weiteren Infos: