Möglicher psychosozialer Hintergrund betroffener Eltern

Dass Geburt und Tod, trotz aller Fortschritte in der Medizin, auch heute noch nah beieinander liegen können, ist werdenden Eltern meist nicht bewusst. Betroffene verschweigen ihre Erlebnisse häufig und auch in den Medien erfährt man nur selten etwas darüber. Viele betroffene Eltern berichten uns, dass Ihnen kein einziger weiterer Fall in Ihrem Umfeld bekannt ist.
In Wirklichkeit gehen Statistiken davon aus, dass in Deutschland pro Jahr ca. 4000 erkannte Schwangerschaften unglücklich enden. In der Generation unserer Eltern und Großeltern war dies sogar noch viel häufiger der Fall. Dennoch scheint es ein Tabu zu sein.
Wenn dann das Unvorstellbare eintritt, fühlen sich viele betroffene Eltern mit ihrer Trauer und ihren Sorgen sehr allein.

Häufig entwickeln Eltern schon im frühen Stadium der Schwangerschaft eine enge Bindung zu ihrem Ungeboenen. Und mit seinem Tod tragen die Eltern nicht nur ihr Kind sondern auch einen Teil ihrer Träume und Zukunftsvorstellungen zu Grabe. Wie sollen sie Worte finden für diesen großen Verlust?
Wie sollen Außenstehende dies nachempfinden können, wo von der Schwangerschaft doch vielleicht 'noch kaum etwas zu sehen war'?

Hinzu kommen in vielen Fällen weitere Fragen, Ängste und Sorgen.
Was ist nur mit uns los, dass uns das vermeintlich 'Einfachste und Natürllichste' nicht gelang: ein gesundes Kind zur Welt zu bringen?
Werden wir je wieder den Mut und die Kraft für eine neue Schwangerschaft aufbringen können? Kann sich das Geschehene wiederholen?
Haben wir uns in der Schwangerschaft nicht richtig verhalten - tragen wir Schuld am Tod des Kindes? Gibt es genetische Ursachen?
Und schließlich fragen sich viele Eltern: Wie sagen wir den Geschwisterkindern, dass ihre Schwester/ ihr Bruder still geboren wurde?

Trotz all dieser möglichen Gedanken und Sorgen müssen die Eltern schon kurz nach der stillen Geburt wichtige Entscheidungen treffen: Soll eine Obduktion gemacht werden? Möchten wir das Kind anschauen? Wo wird das Kind bestattet?

Vielfach sind Sie, das medizinische, psychosoziale und seelsorgerische Personal der Klinik, erste Ansprechpartner.
Viele Fragen und Probleme ergeben sich jedoch erst zeitversetzt. Daher ist es ratsam, den Eltern bereits in der Klinik Informationen zu einer möglichen späteren Begleitung an die Hand zu geben.

Aber z.B. auch Seelsorger in der Gemeinde der Betroffenen, ErzieherInnen oder LehrerInnen der Geschwisterkinder können auf diese Beleitungsangebote hinweisen. Bedarf hierzu besteht bei den Eltern nicht unbedingt sofort nach dem tragischen Ereignis. Vielen Eltern wird erst nach langer Zeit bewusst, dass Sie das Erlebte nicht wirklich verarbeitet haben.

Hier finden Sie einen Flyer mit allen Begleitungsangeboten zum dowload.